Weiter geht es am Oranje River entlang in Richtung Aus. Eine sehr schöne Strecke. Am Ende der Strecke am Fluss, kommen wir an einem Wachposten vorbei. Die beiden Wachmänner fragen uns, ob wir irgendwelche illegalen Waren transportieren, Drogen, etc.
Wir verneinen dies, trotzdem durchsucht er alle unsere Taschen. Nicht fündig geworden, dürfen wir weiter fahren.
In Aus angekommen, merken wir, dass es deutlich frischer ist. Kein Wunder, befinden wir uns doch in 1600 Metern Höhe.
Wir beziehen unseren Campingplatz direkt unter einem Baum mit einem riesigen Vogelnest. Die kleinen Vögel schauen neugierig aus ihren Löchern.
Wir richten uns ein und entschliessen uns eine kleine Wanderung zu machen.
Der Weg führt uns auf einen Felsen, von dem wir die scheinbar unendliche Landschaft bewundern dürfen. Von dort oben, sehen wir im Tal sogar ein paar Wildpferde und einen Vogelstrauss.
Wieder zurück im Camping, kochen wir unser Abendessen und versuchen ein Feuer zu entfachen. Jedoch ist unser Holz etwas feucht und es ist sehr schwierig. Wir gehen schlafen und freuen uns auf den nächsten Tag.
Es geht nach Lüderitz ans Meer. Auf dem Weg dorthin begegnen uns am Strassenrand Wildpferde. Varenca schafft es beinahe, dem einen Pferd über die Nase zu streicheln. Ich halte das Ganze auf meiner Kamera fest. Bei dieser scheinbar unendlichen Landschaft, lasse ich es mir nicht nehmen mit meiner Drohne herumzufliegen. Fast in Lüderitz angekommen, sehen wir auf der linken Seite die Geisterstadt Kolmanskop. Dort werden wir an einem der nächsten Tag auch vorbei schauen. In Lüderitz genehmigen wir uns im Garden Cafe eine Erfrischung. Danach suchen wir uns eine Unterkunft auf der Shark Island, weil wir für einmal nicht im Zelt übernachten möchten. Wir haben von einem Leuchtturm gelesen, in dem man übernachten kann. Als wir diesen in Augenschein nehmen, hat er mit einem Leuchtturm nicht viel gemein. Es ist mehr ein Leuchthaus, als ein Leuchtturm. Wir entschliessen uns, eine andere Unterkunft zu suchen. Das nächste B&B ist ausgebucht, das haben wir vorher noch nie gehabt. Vorausbuchen in der Nebensaison ist eigentlich nicht notwendig, so zumindest waren bis jetzt unsere Erfahrungen. Egal, gleich daneben ist ein Cottage, welches noch Platz für uns hat.
Wir besuchen das örtliche Touristenbüro, um unsere nächsten Erkundungen zu planen. Für den morgigen Tag kaufen wir zwei Tickets für die Geisterstadt Kolmanskop. Wir finden endlich ein Geschäft, in welchem wir ein Fernglas für Varenca erstehen können. Denn ich kann die weit entfernten Tiere mit meinem Teleobjektiv schön nah ran holen, während Varenca von blossem Auge kaum etwas erkennen kann.
Nach unserem Einkauf fahren wir nach Westen zum Diaz Point. Dort ist ein richtiges Exemplar eines Leuchtturms zu finden.
Wir müssen feststellen, dass die Brücke zum Diaz Point immer noch zerstört ist. Wir haben dies in unserem Reiseführer gelesen, jedoch steht dort, dass die Brücke seit einigen Jahren in diesem Zustand ist aber ersetzt werden soll. Wir hofften, dass dies bereits gemacht wurde. Jetzt heisst es für uns, Schuhe ausziehen und einen Weg durch das Wasser suchen. Beim Diaz Point angekommen, müssen wir uns gut festhalten. Der Wind bläst sehr stark. Auf dem Felsen vor uns, sehen wir ganz viele Seehunde. Kein Wunder, dieser Fels wir auch als Seal Island bezeichnet.
Auf der Rückfahrt sehen wir ganz viele Flamingos im seichten Wasser. Wir fahren weiter bis zum Strand. Dort in der Nähe machen wir eine Herde Orix Antilopen und ebenfalls wieder Flamingos aus.
Am Abend entschliessen wir uns für einmal, nicht selbst zu kochen und gehen auswärts essen.
The Barrel wird das Lokal werden, in welchem wir speisen. Varenca entschliesst sich für den Catch of the day, ich für eine Pizza. Wieder zurück im Cottage freuen wir uns auf eine Nacht in einem richtigen Bett.
Am nächsten Morgen gehen wir verhältnismässig früh raus. Um 9 Uhr treffen wir in Kolmanskop ein und sind bereit für die Tour.
Diese stellt sich schnell als einen Sprint durch die Geschichte von Kolmanskop heraus. Der Lieblingssatz der Tourdame lautet “aber komm, wir gehen weiter zu.. “.
Am Ende der Tour haben wir ein paar Plakatwände mit Informationen und Bildern vor uns. Nun können wir uns in aller Ruhe selbst über die Geschichte dieses Ortes informieren.
Wir erkunden die anderen Gebäude, welche in der Tour nicht berücksichtigt wurden. Sehr eindrücklich, wie sich die Wüste Sandkorn für Sandkorn alles wieder zurückholt. Das grösste und am besten intakte Haus gehörte dem Minenverwalter. Dann wurden sie der Rangfolge entsprechend, nacheinander gereiht.
Um 13 Uhr müssen wir wieder draussen sein, dann schliessen sie den Eingang. Was machen wir mit dem angebrochenen Nachmittag? Wir tun, was man halt auf einer langen Reise von Zeit zu Zeit tun muss … Wir füllen unsere Vorräte an Lebensmitteln auf und geben unsere Schmutzwäsche in die Reinigung. Zweieinhalb Wochen hier und schon waschen wir das erste Mal.
Während wir warten, setzen wir uns in das “Essenszeit”-Restaurant und geniessen den Ausblick zum Hafen. Zurück bei unserem Wagen spricht uns ein älterer Herr an, ob wir Englisch sprechen. Er erzählt uns etwas über sein Leben. Der 91-jährige Herr wurde doch tatsächlich in Kolmanskop geboren. Wir staunen nicht schlecht, als er uns seine Erlebnisse schildert. Er wurde als Kind deutscher Einwanderer geboren. Sein Vater war Mechaniker und hat in der Diamantenstadt Kolmanskop gutes Geld verdient. Als Dreijähriger ist er 1930 dann aber mit seiner Familie nach Lüderitz gezogen, da es wirtschaftlich bergab ging und Kolmanskop nach und nach von den Diamantensucher verlassen wurde. Dann kam der Krieg und sein Vater wurde eingezogen, er selbst war glücklicherweise noch zu jung. In seinen Erzählungen wechselt er immer wieder zwischen englisch und deutsch hin und her.
Er reiste durch Europa zusammen mit seiner Frau, arbeitete mal hier und mal dort. Er erzählt von seiner Frau, die anscheinend in Basel gearbeitet hat und danach nach Hamburg gegangen ist, wo er sie kennengelernt hat. Sie kam dann auch nach Namibia. Musste sie wohl, er wollte nicht in Deutschland leben. Lüderitz sei seine Heimat, sagt er. Hier in der schönen Kirche auf dem Hügel sei er getauft worden und habe geheiratet. Er habe bis vor kurzem allerdings in Kapstadt gelebt, sei jetzt für seine letzten Jahre nach Lüderitz zurückgekommen. Er habe allen Leuten, welchen er begegnet sei, von Lüderitz erzählt und dass sie diese Stadt einmal besuchen müssen. Wir versichern ihm, dass wir die Kirche noch besuchen werden und verabschieden uns von ihm. Genau diese Erlebnisse machen das Reisen so einzigartig.