Wir fahren nach dem Frühstück in Lüderitz los. Wieder zurück nach Aus und dann hoch in Richtung Norden zur Campsite Betta. Der Weg führt ab hier nur noch über eine Gravel Road, so nennt man hier die unbefestigten Strassen. Wir tauschen den Fahrerplatz, ab jetzt fährt Varenca, schliesslich will ich noch ein paar gute Aufnahmen mit der Drohne von unserem Jeep machen.
In unserem Reiseführer lesen wir, dass die Strasse D707 eine sehr schöne Strecke sei, da sie wenig befahren ist und man dort in Ruhe die Natur geniessen kann. Die Strecke dauert zwar ca. 1.5h länger, aber wir haben Zeit.
Unterwegs können wir wieder Oryx Antilopen beobachten. Ich fliege nochmal ein bisschen mit der Drohne herum. Wir fahren weiter und plötzlich knallt es von hinten links, wir geraten etwas ins Schlingern und dann knallt es gleich nochmal. Der Wagen hat Schieflage und Varenca hält an. Als wir zum Fenster hinaus sehen, rollt ein Rad an uns vorbei. Was ist denn jetzt passiert?! Wir steigen aus um uns ein Bild zu machen. Der Hinterreifen links ist abgefallen.
Er hat anscheinend nur noch an einem Bolzen gehalten, die anderen 5 Bolzen sind nicht mehr auffindbar. Der letzte Bolzen war anscheinend genügend angezogen, jedoch hat die Schraube der Belastung nicht standgehalten und ist abgebrochen. Zum Glück ist Varenca in dem Moment nicht schnell gefahren. Nicht auszudenken was passiert wäre, hätte dies auf der normalen Strasse ereignet, auf welcher 120 km/h erlaubt ist.
Doch wir stecken nun trotzdem etwas in der Patsche, Mobilfunkempfang haben wir seit längerer Zeit nicht mehr. Den letzten Wagen haben wir etwa vor einer Stunde gekreuzt und weit und breit keine Spur von Zivilisation. Wir stellen erstmal das Pannendreieck auf, nicht dass es nötig wäre. Schliesslich steht der Wagen an einer sehr übersichtlichen Stelle, nach hinten ca. einen Kilometer Sicht, nach vorne ca. drei Kilometer. Ich begutachte den Schaden, jedoch sehe ich keine Möglichkeit diesen ohne passendes Werkzeug zu beheben. Die Trommelbremse hat auch noch etwas gelitten von der kurzen Schleifpartie auf dem Schotter und die Schrauben sind allesamt nicht mehr zugänglich und verklemmt.
Keine Chance das Rad irgendwie anders zu befestigen. Wir schauen auf der Karte, wo sich der nächste Camping oder das nächste Dorf befindet. Gemäss Karte sind es ca. 35 Kilometer. Wir haben 13.30 Uhr und in etwas mehr als 4 Stunden geht die Sonne unter. Dazu kommt noch, dass es in dieser Gegend Schakale, Hyänen und Leoparden gibt. Keine Tiere, denen ich ausserhalb des schützenden Fahrzeugs begegnen möchte.
Wir packen unsere wichtigsten Sachen und Wasser zusammen und stellen uns darauf ein, die nächsten paar Stunden zu Fuss zu gehen, vielleicht begegnen wir jemandem. Türen schliessen, Auto verriegeln und los geht die Wanderung. In diesem Moment hören wir in der Ferne ein Motorengeräusch. Tatsächlich, da kommt ein Auto angefahren, unsere Rettung! Der Fahrer hält zum Glück an und wir schildern die Situation. Es ist ein Paar aus Kapstadt, welches hier Urlaub macht. Sie sind gerade unterwegs zur Kanaan Guestfarm, ob es in Ordnung ist, wenn sie uns bis dorthin nehmen? Auf jeden Fall, wir benötigen einfach ein funktionierendes Telefon, das wird es dort bestimmt geben.
Wir packen noch unsere Schlafsäcke ein, keine Ahnung ob wir heute nochmal zum Auto kommen und was diese Guestfarm für Schlafmöglichkeiten anbietet. Die Guestfarm ist ziemlich abgelegen, wir hätten für den Weg zu Fuss sehr lange gebraucht. Dort angekommen gehen wir erstmal zur Rezeption und erklären, was passiert ist. Dann dürfen wir selbstverständlich ihr Telefon benutzen. Wir rufen gleich unsere Autovermietung an und erklären nochmals unser Problem. Sie sind zuerst einmal schockiert was passiert ist, dann sind sie zusätzlich noch schockiert, dass wir den Wagen einfach auf der Strasse haben stehen lassen. Aber ohne Reifen hätten wir den Wagen nicht von der Strasse fahren können. Was hätten wir also tun sollen? Die Dame am Telefon klärt die weiteren Schritte ab und verspricht uns sich zu melden. Wir warten ca. eine Stunde auf den Rückruf und sprechen danach mit Robbie, einem deutsch sprechenden Herrn. Wir sollen ihm erstmal Bilder des Wagens senden, dann können sie das Ausmass des Schadens beurteilen. Gesagt, getan. Zum Glück haben wir an der Rezeption WiFi, nicht schnell, aber die Bilder zu senden, klappt nach einigen Minuten. Wir warten wieder auf eine Antwort. Er meldet sich etwas später wieder und teilt uns mit, dass er morgen früh einen Fahrer mit Ersatzwagen los schickt. Okay, dann benötigen wir eine Unterkunft für heute Nacht. Zum Glück ist noch ein Zimmer verfügbar. Da diese Guestfarm für zahlkräftigeres Publikum gedacht ist, schlägt auch der Preis höher zu Buche, als wir von Campsites gewohnt sind. 2’200 namibische Dollar pro Person. das entspricht ca. 180 CHF. Die Dame an der Rezeption macht uns aber einen Spezialpreis, da wir in einer besonderen Situation sind. 1’500 $ pro Person, wir sind sehr erfreut darüber und nehmen das Angebot dankend an. Der Herr von der Autovermietung ruft nochmal an und meint, wir sollen doch bitte versuchen den Wagen irgendwie ins Camp zu bringen. Er hat Angst, dass der Wagen geklaut oder noch weiter beschädigt wird. Also gut. Wir organisieren Hilfe von der Guestfarm und fahren danach mit drei Männern zu unserem Wagen. Es dämmert bereits, unterwegs sehen wir so viele Tiere wie noch nie, Oryx Antilopen, Springböcke, Schackale. Beim Wagen angekommen, dürfen wir feststellen, das nichts weiter beschädigt wurde und der Wagen immer noch da steht. Jedoch wurde unser Pannendreieck geklaut…welcher Mensch klaut ein Pannendreieck von einer Unfallstelle?!?
Die Männer machen sich sofort an die Arbeit, bocken den Wagen auf und lösen die Trommelbremse auseinander, um eingetreten Dreck aus der Trommel zu entfernen. Die abgebrochene Schraube wird rausgeholt und die Bremstrommel wieder zusammengesetzt. Nun wid das abgefallene Rad wieder angebracht. Die fehlenden Bolzen ersetzen wir, indem wir jeweils von den anderen drei Rädern einen entfernen. Es hält nicht, das Rad ist bei den Befestigungslöchern bereits so ausgeleiert, dass wir die Bolzen nicht genügend anziehen können. Wir müssen das Reserverad nehmen. Dieses wird mit Hilfe einer Kurbel wie an einem Flaschenzug befestigt heruntergelassen und gelöst. Sowas sehe ich zum ersten Mal. Mit diesem klappt es zum Glück und wir starten unsere erste Fahrt. Etwas unsicher und mit flauem Gefühl im Magen fahren wir in Richtung Lodge. Dadurch, dass die Sonne bereits untergegangen ist, befinden sich sehr viele Tiere nahe der Strasse. Ein sehr schöner Anblick.
Wir schaffen es bis zur Lodge mit dem Wagen. Jetzt erstmal unser Zimmer beziehen, den Tag verarbeiten und dann Abendessen gehen. Im Restaurant ist alles sehr schön eingerichtet, sogar einen Heizstrahler haben sie. Wir sind nicht allein, es ist noch eine 4er Gruppe aus Deutschland anwesend. Wie wir so sind, outen wir uns nicht gleich als ebenfalls deutsch sprechend, sondern bleiben bei unserem Schweizerdeutsch, bzw. Englisch mit dem Personal. Die eine Dame hat an beinahe allem etwas auszusetzen. Das Fleisch ist zäh, es riecht nach Gas vom Heizstrahler, es ist zu warm. Wir schauen uns an und hoffen, das wir bei unserer geführten Gruppentour in Botswana nicht auch solche Hummeldumm Nörgler dabei haben.
Später machen wir uns auf den Weg in unsere Häuschen, um zu schlafen. Was für eine Überraschung, jemand war da und hat uns Wärmeflaschen unter die Decke gelegt. Eine tolle Geste vom Personal. Kuschelig warm schlafen wir sofort ein. Am nächsten Morgen geniessen wir ein leckeres Frühstücksbuffet. Ich bestelle eine heisse Schokolade, da ich Kaffee nicht mag und erhalte einen Superdrink mit Milchschaum und Marshmallows. Lecker! 🙂
Danach machen wir uns auf den Weg zur Rezeption um bei unserer Autovermietung nachzufragen, wann wir ungefähr mit dem Wagen rechnen dürfen. Der Fahrer sei heute Morgen um 5 Uhr in Windhoeck losgefahren und sollte ca. um Mittag eintreffen. Wir packen schon Mal unsere Sachen zusammen, damit wir den Wagenaustausch einfacher vornehmen können. Wir machen uns noch kurz auf für einen Spaziergang, dann sehen wir jemanden in der Ferne heran fahren. Unser neuer Wagen! Wir erledigen alle Formalitäten, transferieren alle unsere Sachen in den neuen Wagen und können gleich darauf losfahren.
Auf zu neuen Abenteuern, aber dieses Mal hoffentlich ohne Panne.
Afrika
Etosha – Okaukuejo
Sobald das Tor offen ist, fahren wir los. Wir kommen an das erste Wasserloch, aber leider sehen wir keine Tiere. Ebenso beim zweiten. Unser Plan war, die Tiere zu beobachten und im Auto zu frühstücken. Read more…
1 Comment
Papa und Mama · 8. Juni 2018 at 9:43
Hallo ihr Zwei
Da habt ihr schon einiges erlebt und gesehen, zum Glück ist nichts schlimmes passiert.
Es ist eine schöne abwechslungsreiche Landschaft, welche ihr da erleben dürft.
Sehr schöne Aufnahmen und das mit der Drohne war eine gute Idee.
Nun wir wünschen euch weiterhin eine gute Reise und händ Sorg, es ist schön etwas von euch zu hören.
Ganz liebe Grüsse
Ma und Pa